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Kapitel 8. Empathie Training:
Dr. Dipl.-Psych. Tobias Altmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent, sowie Prof. Dr. Marcus Roth, Universitätsprofessor für Differentielle Psychologie an der Universität Duisburg-Essen, haben ein spezielles Training zum Umgang mit Empathie für...
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Textprobe:
Kapitel 8. Empathie Training:
Dr. Dipl.-Psych. Tobias Altmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent, sowie Prof. Dr. Marcus Roth, Universitätsprofessor für Differentielle Psychologie an der Universität Duisburg-Essen, haben ein spezielles Training zum Umgang mit Empathie für soziale Berufe in Pflege, Sozialer Arbeit und Erziehung entwickelt.
8.1 Zielsetzung des Empathie- Trainings:
Die genannten Berufsgruppen, hier darf die Physiotherapie sicherlich mitgezählt werden, sind häufig intensiv mit menschlichen Problemen konfrontiert und empathisches Verhalten und Verstehen ist fundamental für ihren Arbeitsalltag. Das erfordert zum Teil eine hohe emotionale Anforderung und gleichzeitig die Fähigkeit der professionellen Abgrenzung. Diese Berufe stehen in Konflikt zwischen Mitfühlen und Zeitdruck. Dies führt oft zu Belastungs-und Erschöpfungssyndromen, die unweigerlich der eigenen Gesundheit schaden. Ein Beleg für diese emotionale Überforderung im Arbeitsalltag lässt sich im ersten Experteninterview finden:
C: (...)Also ich würde mir wünschen, dass jeder den Satz im Kopf behält, dass er mit dem er gerade zu tun hat, so umgeht, wie er selber sich wünscht wie mit ihm umgegangen wird. Und das geht leider bei vielen über die Jahre verloren. Mir war das immer ganz wichtig. Die zehn Jahre in der Neurologie haben mich geprägt und haben aber auch viel Kraft gekostet, die letzten zwei Jahre waren nicht mehr so gut (...) Und ich habe mir immer gesagt, wenn der Punkt kommt, dass ich diesen Satz irgendwie vergesse und damit auch den Patienten vergesse, den Umgang mit ihm, dann muss ich irgendetwas anderes tun, und wenn es Pferdestriegeln oder sonst etwas ist.
B: Jetzt muss ich in diesem Zusammenhang noch eine Frage stellen: (...)Könnte es auch sein, das es manchmal zu viel Empathie war? Oder man sich zu viel auf den Patienten eingelassen hat (...)?
C: Ja, ich denke, das ist genau der Eiertanz, den man da jeden Tag zu bewältigen hat. Je mehr ich mich öffne, desto mehr nehme ich natürlich auch auf. Ich bin davon überzeugt, dass man so eine Arbeit nur eine begrenzte Zeit machen kann. Wenn man es zu lange macht, dann schalten sich Mechanismen ein, die man beim Personal, oder bei vielen sehen kann, die zu lange das gemacht haben, dann kommen so Verdrängungen und Abwehrmechanismen.
Diese Kollegin hat tatsächlich nach zehn Berufsjahren in der Neurologie für sich entschieden, dass sie diesen emotionalen Herausforderungen nicht mehr gewachsen ist. Nach längerer Erkrankung hat sie einen Arbeitswechsel innerhalb der Klinik vorgenommen.
Es geht in diesem Training also nicht um den Einsatz von mehr Empathie, sondern um den richtigen Umgang mit Empathie. Das Ziel ist auch die Vermeidung von emotionalen Fehlbelastungen durch unreflektierte Empathie.
8.2 Hintergrund des Trainingsprogramms:
Altmann und Roth geben zunächst eine Definition zu Empathie mit Bezug zum aktuellen Kenntnisstand in der Psychologie und stellen in diesem Kontext das sogenannte Empathie-Prozessmodell vor. Dieses Modell ist die Basis für das Training und soll gleichzeitig ein Verständnis für ungünstiges, empathisches Reagieren, den sogenannten empathischen Kurzschlüssen, vermitteln.
Das Ziel des Trainings ist das Bewusstmachen und letztendlich die Vermeidung solcher Reaktionen im beruflichen Alltag. Um dies zu verwirklichen werden Elemente der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg vermittelt.
8.3 Empathie- Prozessmodell:
Es werden vier Phasen des Empathie- Prozessmodell unterschieden. Die erste Phase ist die Wahrnehmung relevanter, emotionaler und situativer Informationen. Dies kann zum Beispiel in einer Interaktion das gesprochene Wort, die Mimik, die Gestik oder auch die Körperhaltung des Gesprächspartners sein. Die Wahrnehmung beinhaltet demnach alles, was man sieht und hört. Die zweite Phase zeigt das mentale Modell, welches eine Interpretation der Wahrnehmung unter Einbeziehung der bisherigen persönl
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